Raus aus dem Gedankenkarussell – verstehen, was wirklich in uns passiert
Es gibt Tage, da scheint der Kopf einfach nicht stillzustehen.
Gedanken drehen sich im Kreis, Ängste schaukeln sich hoch, und das Herz spielt verrückt. Wir fühlen uns gehetzt, besorgt und die Gedanken sind oft in der Zukunft. Im Kopf spielen wir alle möglichen Szenarien durch, die sich vielleicht ereignen können, legen uns in virtuellen Unterhaltungen schlagfertige Antworten zurecht.
Viele nennen das „zu viel fühlen“. Doch in Wahrheit ist es oft das Gegenteil: Wir denken über das Fühlen – und verwechseln dabei drei ganz verschiedene Ebenen.
Das ursprüngliche Fühlen – das Gespür-Gefühl
Echtes Fühlen ist still, körperlich, unmittelbar.
Es ist das, was wir im Körper spüren, bevor ein Gedanke entsteht: ein Druck in der Brust, Wärme in den Händen, ein Ziehen im Bauch.
All das sind körperliche Signale – sie erzählen von Energie, Bewegung, Leben.
Dieses Gespür-Gefühl ist emotional neutral, körperlich manchmal auch unangenehm, wie ein Schweißausbruch oder ein stechender Schmerz.
Der Körper wertet nicht, er spürt einfach. Das autonome Nervensystem sendet Impulse nach außen, um gehört zu werden.
Die Frage, mit dem wir diesem Teil auf die Spur kommen, beginnt mit dem Wörtchen WAS. Was spürst du in deinem Körper und wo tritt es auf?
Wenn das Innere antwortet – das Echo-Gefühl
Dann geschieht etwas:
Das körperliche Fühlen trifft auf die Erinnerungen der Seele.
Alte Erfahrungen beginnen mitzuschwingen, und das reine Spüren bekommt eine Farbe – Angst, Trauer, Wut, Scham, Freude. Das ist der Teil, den wir mit Emotion bezeichnen, E-Motion oder Energie in Bewegung. Hier beginnt unsere sprachliche Unschärfe, wir sprechen von Gefühl, meinen aber unsere Interpretation, von dem, was gespürt wurde. Das gleiche körperliche Ereignis löst bei jeden Menschen eine andere Gefühlserinnerung aus.
Dieses Kribbeln im Bauch kann den Tenager an Verliebtsein erinnern, während ein Mensch mit Magenkrebs sofort Angst empfindet.
Somit ist das Echo-Gefühl die Resonanz aus unserem Inneren.
Der Körper spürt, die Seele antwortet – manchmal sanft, manchmal überwältigend.
So entsteht das, was wir im Alltag als „Gefühle“ bezeichnen, was jedoch in Wirklichkeit aber Emotionen sind.
Wenn der Kopf übernimmt – das Gedanken-Gefühl
Und schließlich meldet sich der Verstand so richtig laut zu Wort, während zuvor bei den Emotionen das Untrbewusstsein aktiv war.
Er will verstehen, erklären, ordnen – und tut das mit Worten und Bildern.
„Ich habe Angst, weil …“, „In mir ist ein Gefühl der Unsicherheit, weil …“
So entsteht das Gedanken-Gefühl – ein inneres Gespräch über das Fühlen.
Der Kopf hält damit die Schleife am Laufen, füttert das Echo-Gefühl mit neuen Geschichten.
Und ehe man sich versieht, dreht sich das Karussell im Kopf schneller und schneller.
Ein Beispiel aus dem Alltag
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Café.
Jemand streichelt Ihre Hand.
Was Sie körperlich spüren – Wärme, Druck, Bewegung – das ist das Gespür-Gefühl.
Doch was innerlich aufsteigt, hängt davon ab, wer diese Hand berührt.
Ist es Ihr Lieblingsmensch, entsteht ein wohliges Echo-Gefühl von Geborgenheit.
Wenn es hingegen Ihr Chef ist, zieht sich Ihr Körper zusammen, ein Echo von Unsicherheit oder Angst ertönt. Der Kopf beginnt zu rattern. War das Absicht? Will der was von mir? Was soll ich jetzt tun? Sie denken an die Geschichte Ihrer Kollegin, der das gleicht passiert ist und die am Ende gekündigt wurde. Und das Gedankenkarussell nimmt Fahrt auf, die unguten Gefühle werden stärker und stärker.
Das körperliche Fühlen bleibt gleich – das Echo ist verschieden.
Warum Klarheit heilt und das Gedankenkarussell stoppt
Viele Menschen bleiben im Karussell, weil sie diese Ebenen nicht unterscheiden.
Sie glauben, ihre Gedanken seien ihre Gefühle – und reagieren auf jedes Kopfkino, als wäre es echt. Doch wer den Ablauf versteht, kann innehalten.
Einfach nur wahrnehmen:
- „Der Körper spürt gerade Enge.“
- „Meine Seele antwortet mit einem Echo.“
- „Der Kopf macht daraus eine Geschichte.“
Ich bin nicht der Körper, nicht die Gefühle und auch nicht die Gedanken. Deshalb kann ich in die Beobachterrolle gehen und alle 3 Ebenen anschauen. Ich bin der Steuermann des Gedankenkarussells, ich kann es stoppen und den Emotionen den Saft abdrehen.
In diesem Moment entsteht Raum – und mit dem Raum kommt Freiheit.
Ein kleiner Übungsimpuls
Wenn das nächste Mal Gedanken rasen oder Gefühle zu groß werden, probieren Sie Folgendes:
- Spüren: Was passiert gerade im Körper?
- Lauschen: Welches Echo schwingt in mir mit?
- Erkennen: Welche Geschichte erzählt der Kopf dazu?
So kehren Sie Stück für Stück aus dem Denken ins Fühlen zurück – und das Gedankenkarussell verliert seinen Schwung.
Mehr zum Thema finden Sie auch in meinem Beitrag zum Sorgenprotokoll von Steve Bierman.
Fazit
Gespür-Gefühl spürt. Echo-Gefühl erinnert. Gedanken-Gefühl erklärt.
Wer diese drei Ebenen unterscheidet, verwandelt Verwirrung in Klarheit – und findet Ruhe, wo vorher nur Kreisen war.
🌿 Wenn Denken heilen darf
Verstehen ist der erste Schritt – Wandlung der zweite.
In der Hypnose haben wir die Möglichkeit, genau dort anzusetzen, wo das Gedankenkarussell seine alten Kreise zieht: im seelischen Erinnerungsspeicher.
Dort, wo sich Körperreaktionen, frühere Erfahrungen und Gedankenverknüpfungen miteinander verbunden haben, kann Hypnose helfen, diese Knoten sanft zu lösen. Nicht durch Denken, sondern durch Erleben.
Wenn Sie spüren, dass Ihr Kopf zu laut geworden ist und Sie wieder in Ihr Fühlen finden möchten, begleite ich Sie gern ein Stück auf diesem Weg.
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