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Yager-Code: eine andere Art der Hypnose?

In meinem Beitrag über Hypnose bin ich kurz auf die Arbeit mit dem Yager-Code eingegangen. Hier möchte ich die Therapiemethode weiter erläutern.

Dr. Edwin Yager war ein amerikanischer Professor für Psychiatrie mit mehr als 40 jähriger Erfahrung mit Hypnose, der 1974 die später nach ihm benannte Therapie als „Subliminal Therapy“ entwickelt hat. Er starb 2019 im Alter von 93 Jahren und hat bis zu seinem Tod Tausende von Patienten behandelt.

Der Begriff „subliminal“ kommt aus der Psychologie und bedeutet „nicht bewusst wahrnehmbar“. Im Gegensatz zur klassischen Hypnotherapie, bei der es darauf ankommt, alte Erinnerungen und Gefühle aus dem Unterbewusstsein auftauchen zu lassen und zu bearbeiten, arbeitet der Yager-Code in der Regel anonym. Das Problem wird benannt und das Ziel, das der Patient erreichen will. Es wird aber nicht auf bewusster Ebene untersucht, warum das Problem entstanden ist und warum es immer noch besteht.

Die zwei Ebenen des Geistes in der Hypnose

In der klassischen Hypnotherapie unterscheiden wir zwei Ebenen des Geistes, das Bewusstsein und das Unterbewusstsein.

Während unser Alltagsbewusstsein nur auf einige wenige Bausteine des Unterbewusstseins zurückgreifen kann, gelingt es unter Hypnose, auch geschützte Bausteine hervorzuholen und zu bearbeiten. Schmerz, Verletzungen, Glaubenssätze sowie viele Dinge aus unserer kindlichen Prägung, als unser Menschsein noch komplett abhängig war von Eltern oder Betreuern, wir alles geglaubt haben, was uns gesagt wurde.

Wenn wir stark traumatisierende Dinger erleben mussten, dann sind diese Erlebnisse mit sehr intensiven Emotionen verbunden und unser Geist schützt uns vor weiteren Verletzungen, indem er diese Dinge besonders gut verpackt und verbirgt. Sexuelle Grenzüberschreitung und Missbrauch gehören in diesen Bereich und sind entweder komplett ausgeblendet oder werden nur sehr schemenhaft erinnert.
Hier besteht die Gefahr einer Retraumatisierung, wenn eine Regressionstherapie durchgeführt wird, die nicht jeder Patient aushalten kann. Für solche Patienten ergibt sich die Frage, wie wäre es, wenn ich mein Problem bearbeiten kann, ohne dass es mir in allen Einzelheiten bewusst wird und ich die alten schlimmen Gefühle noch einmal durchleben muss?

Unsere Antwort lautet: Nutze den Yager-Code!

Die drei Ebenen des Geistes im Yager-Code

Zusätzlich zu den bei der Hypnose bekannten Ebenen von Bewusstsein und Unterbewusstsein hat Dr. Yager eine dritte Ebene hinzugefügt, die er Überbewusstsein oder kurz Zentrum genannt hat.

Stellen wir es uns als eine uns vollständig umhüllende Energiewolke vor, die alles Materielle in uns einschließt, unser Geist, unseren Körper und auch unser Unterbewusstsein. Zentrum weiß alles über uns und kann auf alle Erinnerungen zugreifen, die Dr. Yager Teile nannte. Ein Teil ist wie ein abgespaltenes Stück des Geistes, das beim Lernen oder Erfahren entstanden ist und oft mit Emotionen verbunden war. Dieser Teil wird im Unterbewusstsein gelagert und somit können wir uns das Unterbewusstsein als riesige Bibliothek von Teilen vorstellen. Das Problem in diesem Archiv ist nur, dass dort keine Ordnung herrscht. Denn das Unterbewusstsein kann keine Zeit abspeichern, alles ist hier und jetzt und gleich wichtig.

Eine Ordnung entsteht nur durch die Intensität der Emotionen. Dinge, die mit sehr starken Emotionen verbunden waren, sind für das Unterbewusstsein „bedeutsamer“. Aber diese scheinbare Ordnung priorisiert oft Teile aus unser frühkindlichen Prägung, die heute gar keine Bedeutung mehr haben müssten, aber trotzdem extrem stark wirken.

Unterbewusstsein: das Archiv der Teile

Zentrum kann sich auch in diesem Chaos perfekt zurecht finden, alles durchforsten, filtern und die Teile identifizieren, die mit einem Problem zusammenhängen. Es findet heraus, wann dieser Teil entstanden ist, warum er entstanden ist, welche Bedeutung er damals hatte und warum er immer noch besteht. Das ist die erste Bestandsaufnahme. Jeder Teil hatte in der Vergangenheit eine gute Absicht und sein Abspeichern diente unserem Schutz, damit uns ähnliche schmerzhafte Erfahrungen in Zukunft nicht wieder passieren.

Aber die Zeiten ändern sich und die Ziele des Menschen auch. Stellen wir uns ein Beispiel vor, Kind mit 2 Jahren wird vom Hund gebissen. Emotion: Angst, vielleicht sogar Todesangst. Eine Verknüpfung entsteht: Hund = Gefahr = Angst.

Für ein kleines Kind ist das eine sinnvolle Schutzfunktion, weiteren Hunden erst einmal aus dem Weg zu gehen. Vielleicht wurde noch nicht einmal die Größe es Hundes mit abgespeichert. Wenn dann der Erwachsene bei einem Rehpinscher auf die andere Straßenseite geht, weil die alte Verknüpfung wirkt, dann scheint diese Schutzfunktion übertrieben, weil sich die Zeiten geändert haben.

Rekonditionierung: wenn Tagebucheinträge aktualisiert werden

Zentrum kann Teile über die geänderten Informationen und die neuen Ziele, die der Patient erreichen will, informieren. Stellen wir es uns wie ein Zusatzbaustein vor, den Zentrum schreibt und an den alten Teil klebt, so dass diese neue Einheit eine anderen Kurs ansteuern kann. Ein Kurs, der die neuen Ziele unterstützt und diesen nicht mehr entgegensteht. Dann wird dieser modifizierte Teil wieder in das Archiv des Unterbewusstseins gebracht und ist dort für weitere Dinge präsent. Diesen Prozess nennt Dr. Yager Rekonditionierung.

ABER: Warum macht Zentrum das nicht einfach alles alleine?

Wenn Zentrum so schlau ist und so perfekt für uns arbeitet, warum macht es dann diese Arbeit, alte falsche Erfahrungen zu bearbeiten und zu rekonditionieren, nicht einfach alleine?

Vielleicht hat es etwas mit unserem menschlichen Selbstbestimmungsrecht zu tun. Wer von uns möchte schon manipuliert werden oder die Kontrolle abgeben? Wir wollen gefragt werden und Zentrum geht es nicht anders. Es möchte von uns gefragt und gebeten werden, sonst tut es nichts. In einer Therapie muss Zentrum sowohl das Problem erklärt werden, denn nach dem Problem muss es später die Teile finden. Dann muss Zentrum das Ziel kommuniziert werden, das ist wieder erforderlich, damit Zentrum erkennen kann, warum ein Teil, welches früher eine Bedeutung hatte, heute nicht mehr in die Zeit passt. Und es muss in seinem Schritt der Rekonditionierung Zusatzinformationen für jeden Teil aufbereiten, mit dem dieser neu abgespeichert wird.

Der Lotse darf Fragen stellen – Antworten bekommt nur der Boss

Wie läuft nun der therapeutische Prozess ab und wer übernimmt welche Rolle? Der Therapeut übernimmt die Rolle des Lotsen, er hat das Problem und das Ziel des Patienten verstanden und leitet das Zentrum des Patienten an, dies ebenfalls zu tun und an der Erreichung des Ziels mitzuwirken.

Aber der Patient ist der Boss in seinem eigenen Leben, nur er kann den Kurs festlegen, nur er kann das Boot des Lebens steuern. Darum antwortet das Zentrum auch nur seinem Besitzer und nicht dem Lotsen.

Die Aufgabe des Patienten ist es, 1:1 genau das wiederzugeben, was Zentrum ihm mitgeteilt hat. Er darf es nicht verändern oder durch eigene Meinungen ergänzen wollen, sonst hat die Therapie keinen Erfolg.

Wie Zentrum mit dem Patienten kommuniziert

Die einfachste Kommunikation findet auf einer Tafel statt, eine Tafel, die sich der Patient vorstellt, auf der dann Worte oder Zahlen auftauchen, ohne dass der Patient diese bewusst gedacht hat.

Es gibt nach Dr. Jager einen einfachen Test, um herauszufinden, ob etwas vom Zentrum oder aus dem Geist des Patienten kommt. Der erste Test ist ein Überraschungswort, dass Zentrum auf die Tafel schreiben soll. Dann wird der Patient gefragt, ob er gerade an dieses Wort gedacht hat und falls nicht, dann soll der Patient einen Schwamm nehmen und die Tafel in Gedanken abwischen.
Falls die Antwort vom Zentrum kam, ist sie nicht abwischbar.

Wenn sich der Patient keine Tafel vorstellen kann, dann sucht der Therapeut eine andere Möglichkeit, mit der Zentrum zumindest eine Ja und eine Nein-Antwort geben kann. Das kann ein anderes Schreibmedium sein, ein Körpergefühl, eine Farbe, ein Bild, das auftaucht oder ein idiomotorisches Fingersignal. Kreativität ist gefragt und Eingehen auf den Patienten.

Ablauf der Yager-Therapie

Voraussetzung ist, dass der Patient offen ist, denn mit dem logischen Verstand lässt sich diese Arbeit nicht erklären. Die Therapie läuft wie folgt ab:

  • Therapiekonzept erklären durch den Therapeuten
  • Problem des Patienten verstehen
  • Ziel des Patienten verstehen
  • Zentrum beides erklären und fragen, ob es zur Zusammenarbeit bereit ist
  • Zentrum auffordern, Teile zu finden, die das Problem verursachen
  • Teile analysieren und dann rekonditionieren
  • alle gefundenen Teile auf diese Weise bearbeiten
  • erneut suchen, ob weitere Teile gefunden werden und diese ebenso bearbeiten
  • Prozess fortsetzen, bis die Arbeit getan ist
  • Zentrum immer wieder danken für seine Mitarbeit.

Vorteile der Yager-Therapie

Zentrum kann entscheiden, ob einzelne Schritte der Therapie vom Patienten bewusst erfahren werden dürfen oder ob alles im Verborgenen bleibt. Zwar nutzt man oft eine leichte Trance, um den Patienten besser zu entspannen, aber es geht auch ohne und es braucht keine Hypnose.

Somit ist die Therapie auch für Menschen geeignet, die schwer hypnotisierbar oder stark traumatisiert sind.

Patientenratgeber zum Yager-Code: gratis Leseprobe-Download

Yager-Code-Patientenratgeber

Bitte Bild klicken für Leseprobe. Bei Interesse am Buch nutzen Sie bitte das Kontaktformular.

Der Patientenratgeber von Dr. Edwin Yager erklärt Ihnen die Yager-Therapie im Detail. Wenn Sie das Buch in Vorbereitung auf die Sitzung lesen, dann wird es Ihnen noch leichter fallen, an der Auflösung Ihres Anliegens gemeinsam mit Ihrem Therapeuten zu arbeiten.

Darüber hinaus zeigt das Buch die Weisheit und Menschlichkeit des Autors. Alles, was Sie getan haben, war zu dem Zeitpunkt immer die beste Entscheidung, nicht wahr? Denn sonst hätten Sie ja eine andere getroffen.

Praxis Seelenbar: Dr. Sylvia Springer

Praxis Seelenbar: Dr. Sylvia Springer

Dr. Sylvia Springer ist Gründer der Zen-Reiki-Internetschule, die seit 2002 mehr als 9000 Menschen in Reiki ausgebildet hat. Heute ist sie gemeinsam mit Daniela Betz Inhaber der Praxis Seelenbar in Gerwisch bei Magdeburg und arbeitet erfolgreich als Heilpraktiker für Psychotherapie und Hypnosetherapie.

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