Sorgen sind Missbrauch unsere Vorstellungskraft
Imagination – was für eine wunderbare Fähigkeit, die wir Menschen haben. Wir können uns Dinge vorstellen, indem wir nur daran denken und dies ist der erste Schritt, genau diese Dinge auch zu erschaffen.
Ob wir es glauben oder nicht, wir erschaffen ständig das Leben, das wir leben. Wir sind nicht das Opfer von anderen oder äußeren Umständen. Ja, wird der eine oder andere denken, schön wäre es, aber bei mir ist alles anders.
Was immer Sie über sich und die Welt denken, Sie haben recht. Denn genau das macht die Imagination, sie hilft Ihnen, dass alles, was Sie über sich denken, in die Realität kommt. Und je intensiver Sie es denken, je mehr Emotionen Sie dabei haben, desto schneller wird es passieren. Im Positiven wie im Negativen.
Wenn wir uns Sorgen machen, dann kreisen unsere Gedanken laufend um das Sorgenobjekt, egal, was wir versuchen. Sind wir fokussiert, dann gelingt es uns, den Gedanken von den Sorgen zu lösen, aber sobald unser Geist etwas zur Ruhe kommt, sind die Sorgen wieder da. Wie eine dunkle Wolke, die ständig über uns schwebt. Sie vertreibt die Sonne in unserem Leben, lässt und kraftlos und hilflos werden. Und es geht noch weiter. Sorgen sind wie Magneten, eine zieht die andere an und gemeinsam verstärken sie sich. Wir spielen im Geist immer mehr Gefahrenszenarien durch, die alle möglicherweise passieren könnten. Und da gibt es so viele. Wir können verlassen werden, den Job verlieren, krank werden, unseren Besitz verlieren, einsam werden oder sterben. Am Ende sind wir gefangen in einem Sorgenkarussell. Ein Karussell, das sich immer schneller zu drehen beginnt und das wir scheinbar nicht mehr stoppen können.
Und nun kommt die gute Nachricht, wir können das Karussell stoppen und eine Sorge nach der anderen über Bord werfen. Wie das geht? Lesen Sie einfach weiter.
Das Ende aller Sorgen – die Bierman Methode
Wer ist Steve Bierman?
Steve Bierman ist ein bekannter Hypnotherapeut aus Kalifornien in eigener Praxis. Nach seinem Medizinstudium hat er 20 Jahre als Notarzt gearbeitet und schon in dieser Zeit gelernt, wie Hypnose und motivierende Gesprächsführung Heilung unterstützen und Wunder geschehen lassen kann. Er ist Inhaber von mehr als 200 Patenten der Medizintechnik, Gründer und Inhaber von zwei Firmen und Autor mehrerer Bücher. Eines dieser Bücher beschreibt die Arbeit mit dem Sorgenprotokoll, das ich hier weiter kurz vorstelle.
Die 4 Schritte des Sorgenprotokolls
Schritt 1: Identifiziere die Sorge
Es geht um DIE Sorge, nicht um die Sorgen. Sorgen sind oft diffus und miteinander verkettet. Wenn wir uns von Sorgen befreien wollen, dann geht das nur schrittweise, indem wir das Knäuel aufdröseln und uns eine nach der anderen vornehmen. Suchen Sie also zuerst die eine Sorge, die im Moment am belastenden für Sie ist.
Eine Sorge ist ein kein Thema! Eine Sorge ist ein wiederkehrendes, vorgestelltes Negativ-Szenario.
Steve Bierman: Das Ende aller Sorgen
Dieser Schritt ist nicht so einfach, wie er auf den ersten Blick erscheint. Wir können ihn dadurch klarer machen, wenn wir von der Sorge zum vorgestellten Negativ-Ergebnis gehen. Nehmen wir das Beispiel: Ich mache mir Sorgen, dass ich meinen Job verliere. Auf den ersten Blick erscheint es, als wenn das die Sorge ist, um die es geht. Aber die vorgestellten Resultate sind die eigentlichen Sorgen, die innerhalb des Knäuels liegen, die könnten sein, ich verliere meine Wohnung, mein Partner verlässt mich, ich habe nicht mehr genug Geld für das Nötigste, um nur einige der damit verbundenen Sorgen zu nennen. Auch hier gilt, bitte jede Sorge einzeln behandeln, nur das verspricht Erfolg.
Schritt 1 ist sehr wichtig, da er die Sorge ins Bewusstsein holt und den Automatismus des sich Sorgens unterbricht, der er diffus und unbewusst ist. Wir können damit die Sorge anschauen, bearbeiten und ihr die Macht entreißen, die sie über unser Leben hat.
Schritt 2: Identifiziere die Angst hinter der Sorge
Hinter jeder Sorge steckt eine Angst. Und wie bei den Sorgen ist auch die Angst, die wirkliche Angst, verborgen. Angst möchte uns schützen und nicht erkannt werden. Denn wenn wir sie wirklich erkennen, dann verliert sie ihren Schrecken und damit auch ihre Schutzfunktion, die sie aus dem Unbewussten für uns ausführen möchte. Wie sagt ein altes Sprichwort: Kein Übel ist so groß, wie die Angst davor. Wenn wir auf unsere Ängste schauen, sie im Licht sezieren, dann erkennen wir oft, dass die wirklichen Folgen, die wir uns ausmalen, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht eintreten.
Wir Menschen haben Grundängste, die meisten stammen aus biologischen Programmen der Steinzeit oder aus unserer Erfahrung als Kleinkinder, als wir hilflos und abhängig waren. Ohne Fürsorge wären wir gestorben und die Angst, verlassen und ausgestoßen zu werden, ist tief als Lebensgefahr in unserem Unterbewusstsein gespeichert.
Heute sind wir erwachsen, wir haben Fähigkeiten und soziale Kontakte. Selbst wenn uns alle verlassen würden, die wir in unserem Leben haben, sterben wir nicht, sondern können neue Kontakte knüpfen oder sogar auch völlig ohne Kontakte überleben. Die Gedanken an ein solches Szenario sind nicht angenehm, aber auch nicht existenzgefährdend.
Bei der Analyse unserer Ängste müssen wir also über den ersten Impuls, der sich zeigt, hinausgehen, denn dieser Impuls ist die Abschirmung der eigentlichen Angst, wir müssen die Grundängste oder die darunterliegende Urängste erkennen.
Urängste sind:
- Angst vor dem Tod (vor dem Sterben, vor dem Unbekannten)
- Angst vor Veränderung (Unbekanntes ist eine Bedrohung unserer Sicherheit)
- Angst vor Einsamkeit (Isolation und Ausschluss aus der Gemeinschaft sind lebensbedrohende Erfahrungen unserer Vorfahren)
- Angst vor Schmerz (körperlicher Schmerz dient dem Schutz und ist damit Selbstschutz)
- Angst vor Versagen (nicht gut genug zu sein und damit für die Gemeinschaft nicht wichtig, verbunden mit ausgegrenzt zu werden, ist lebensbedrohend)
- Angst vor Verlust (Besitz oder Nähe von Menschen bedeutet Wert und Sicherheit, Verlust einen fallenden Status)
Urängste gehören zum Menschsein dazu. Darum werden Sie bei der Bearbeitung Ihrer Sorgen immer wieder auf die gleichen Muster stoßen, die als Ängste dahinterstecken. Begegnen Sie Ihren Ängsten mit Mitgefühl und Akzeptanz.
Nehmen Sie die Angst in die Hände, rahmen Sie sie in einem symbolischen Bilderrahmen ein und stellen Sie sich gedanklich einen Angstschrank vor. Nehmen Sie die identifizierte Angst und hängen diese in den Angstschrank. Sie ist dort sicher aufbewahrt, Sie können jederzeit die Schranktür öffnen und sie anschauen. Aber Sie persönlich brauchen diese Angst jetzt nicht.
Schritt 3: Planen Sie das Negative
Wir denken das Negative, aber wir planen es nicht. Darin liegt der große Unterschied. Beim Denken über das Negative sind wir Opfer, mit uns passiert etwas, andere haben die Handlungsmacht. Wenn wir jedoch das Negative planen, dann ist damit gemeint, dass Sie konkrete Schritte tun werden, wenn das Negative wirklich eintritt. Kehren wir zu unserem Beispiel mit dem Jobverlust zurück und der darunterliegenden Sorge, verlassen zu werden. Sie haben die dahinterliegende Angst vor Einsamkeit und Verlust ebenfalls identifiziert.
Nun stellen Sie einen Schlachtplan auf, was Sie konkret tun werden, wenn das für Sie Schlimmste eintritt. Wo können Sie neue Kontakte knüpfen? Was haben Sie vorher geteilt, was Sie jetzt nicht mehr bekommen, aber meinen, zu brauchen? Wo bekommen Sie das her? Was fühlen Sie? Was erleben Sie in der neuen Situation, was Sie vorher nicht erleben konnten? Was machen Sie mit der freien Zeit, die früher an ihren Partner gebunden war? Sein Sie so konkret wie möglich, stellen Sie sich die Dinge bildlich vor, fühlen Sie in die Situation hinein. Je intensiver Sie das tun, desto mehr erkennen Sie Ihre eigene Handlungsmacht und die Ohnmacht dahinter verschwindet.
Danach legen Sie den Plan beiseite und atmen tief durch. Sie haben damit den schwierigsten Teil des Sorgenprotokolls absolviert und dürfen sich eine kurze Pause gönnen.
Pause in 3 Akten
Pause: 1. Akt: Blickwinkel ändern und den Sorgenmenschen betrachten
Stehen Sie von Ihrem Stuhl auf und schütteln Sie die negativen Gefühle ab. Heben und senken Sie die Arme, schütteln Sie den Kopf, Hüpfen Sie, atmen Sie, was immer ihnen gut tut, um die erlebten Spannungen abzubauen.
Danach setzen Sie sich auf einen anderen Stuhl, von dem Sie auf den zuletzt benutzten zurückblicken können. Sehen Sie sich dort sitzen, jetzt sind Sie nur noch eine imaginäre Lichtgestalt, die sich Sorgen gemacht hat und die mit der so belastenden Situation, das Negative genau zu planen, umgehen musste.
Fühlen Sie sich in diese Person ein, sie ist traurig und sie leidet. Aber sie hat auch Mut bewiesen, einen Plan für alle Fälle aufzustellen, den sie aus der Tasche ziehen kann, wenn wirklich das Negative eintritt.
Was fühlen Sie gerade? Mitgefühl, Traurigkeit, vielleicht auch schon ein bisschen Bewunderung für den Mut, einen Plan aufzustellen? Erkennen Sie dort jemand, der Sie nicht wirklich sein wollen?
Schütteln Sie auch das ab, atmen Sie tief ein und aus und machen Sie sich bereit für den nächsten Schritt.
Pause 2. Akt: Durch den Spiegel gehen
Hier geht es um Verwirrung. Sie bekommen zehn sehr einfache Fragen gestellt, zuerst JA-Fragen. Sie beantworten diese Fragen laut mit JA und jetzt kommt das Verwirrende, Sie müssen gleichzeitig den Kopf schütteln, wie beim Nein. Dadurch entsteht die Verwirrung und das ist eine Möglichkeit, alte und eingefahrene Denkstrukturen zu verändern. Diese Fragen kann der Therapeut stellen, Sie können sich die Fragen aber auch selbst stellen, wenn Sie alleine mit dem Sorgenprotokoll arbeiten.
Beispiele für JA-Fragen:
Sie lernen gerade die Arbeit mit dem Sorgenprotokoll, nicht wahr?
Sie möchten sich keine Sorgen mehr machen?
Sorgen machen Sie unglücklich, richtig?
Sie möchten aufhören, Ihre Vorstellungskraft zu missbrauchen, stimmt’s?
….
Denken Sie immer daran, die sprachliche Antwort lautet JA und das gleichzeiige Schütteln mit dem Kopf signalisiert ein NEIN
Nach den 10 Ja-Fragen kommen nun 10 Nein-Fragen und auch hier nutzen wir die Verwirrungstechnik. Sie sagen sprachlich NEIN und nicken gleichzeitig mit dem Kopf, wie beim ja-sagen.
Beispiele für NEIN-Fragen:
Sie lieben Ihre Sorgen und möchten die behalten, nicht wahr?
Sorgen lassen Sie jede Nacht gut einschlafen, stimmt’s?
Sie wollen die Sorgen nicht indentifizieren, richtig?
Sie wollen die Angst hinter der Sorge nicht erkennen, nicht wahr?
…
Sie müssen sich gut konzentrieren, um sprachlich die eine und körperlich die gegenteilige Antwort zu geben. Diese Technik nennt Steve Bierman durch den Spiegel gehen. Sie schaffen es damit, eingefahrene Denkmuster aufzubrechen und neue zuzulassen.
Atmen Sie nach der Übung wieder ein paar Mal gut durch und nun sind Sie bereit für den letzten Schritt der Pause.
Pause 3. Akt: Zunge still wie ein Stein
Atmen Sie zweimal tief ein uns aus und entspannen dann Ihre Zunge im Mund. Lassen Sie diese nach unten sinken und ganz ruhig werden. Still wie ein Stein liegt die Zunge in Ihrem Mund. Lassen Sie die Zunge dort so ruhig liegen, kein Zittern und kein Zucken, einfach Ruhe und Entspannung.
Atmen Sie dann noch zweimal tief ein und aus, stehen Sie auf und kehren auf den Ausgangsplatz zurück. Die Pause ist beendet und nun folgt der letzte Schritt des Sorgenprotokolls, auf den Sie sich freuen dürfen, denn jetzt kommt Hoffnung ins Spiel.
Schritt 4: Planen Sie das Positive und beabsichtigen Sie es
Sie sitzen auf Ihrem Sorgenstuhl und machen die Übung mit der Zunge noch einmal. Also wieder zweimal tief atmen, Zunge zu Stein werden lassen. Während die Zunge still ist, versuchen Sie, die alten Gefühl, die mit der Sorge verbunden waren, wieder aufleben zu lassen.
Wenn Sie bisher korrekt die Schritte bearbeitet habe, wird es Ihnen nicht gelingen, zumindest nicht mehr mit der Intensität, die die Sorgen vorher hatten.
Nun dürfen Sie sich weiter befreien, indem Sie das beste Ergebnis, welchen bei Ihrer Sorge eintreten kann, ebenso detailliert und akriebisch planen wie das negativste. Oder vielleicht noch viel akriebischer? Denn genau das ist es doch, was Sie wirklich beabsichtigen, dass sich alles fügt, dass alles gut wird.
Kommen wir zu unserem Beispiel zurück, Ihr Partner hat Sie nicht verlassen, nein im Gegenteil, er war immer an Ihrer Seite und hat Sie in jedem Schritt, den Sie gehen wollten begleitet und unterstützt. Super, was für ein Schatz von Mensch! Wie wäre es, wenn Sie diesen Menschen feiern, Ihre Liebe, Freude und Dankbarkeit zeigen? Wie genau tun Sie das? Bekommt er ein Geschenk, buchen Sie eine Reise, schreiben Sie Liebesbriefe der Dankbarkeit und Wertschätzung?
Wo fahren Sie hin, was nehmen Sie mit, wie reisen Sie? Ein Flug oder eine Schiffsreise? Was werden Sie anziehen, was werden Sie essen und trinken? In welchem Land wollen Sie sein und was werden Sie dort besuchen? Sein Sie hier bitte kreativ und so detailliert wie möglich. Je schärfer Ihre Vorstellungsbilder werden, desto größer werden die Aussichten auf Erfolg. Legen Sie Ihre ganze Absicht mit herein, dass genau das passieren wird.
Damit sind Sie am Ende des Sorgenprotokolls angekommen und habe genau eine Sorge entmachtet. Sie haben einen Plan für das Negativszenario und einen weiteren, den Sie wirklich beabsichtigen. Schreiben Sie die Absicht auf und tragen Sie diese bei sich oder kleben sie an den Spiegel, so dass Sie sie häufig anschauen und immer wieder daran denken können.
Sie haben die Sorge aus dem Bereich des Unbewussten ins Bewusstsein geholt, Sie haben sie beleuchtet und seziert. Das hat ihr den Schrecken genommen. Sie sind nicht mehr Opfer dieser Sorge, Sie wissen, was zu tun ist. Sie sind Gestalter und an der Macht – ein gutes Gefühl!
Weitere Arbeit mit dem Sorgenprotokoll
Sie kennen das Verfahren, bitte jede Sorgen einzeln bearbeiten. Die Pause dürfen Sie dann abkürzen und nur den 3. Shritt mit der Zunge zu Stein werden lassen ausführen.
Immer, wenn Sie beginnen, sich zu sorgen, lassen Sie die Zunge zu Stein werden. Atmen Sie tief durch und wenn Sie dann Zeit und Ruhe haben, bearbeiten Sie die Sorge und die dahinterliegende Angst mit dem Sorgenprotokoll. Wenn Sie alleine arbeiten, schreiben Sie die einzelnen Schritte auf, das hilft, fokussiert zu bleiben und innerlich sachlich. Am Ende haben Sie ein ganzes Set von Schlachtplänen, was Sie konkret tun werden, falls die Sorge Realität wird. Aber Sie wissen ja, die wenigsten Sorgen treten am Ende auch ein, die meisten sind einfach nur Missbrauch unserer Imaginationskraft. Und wie Sie richtig imaginieren, haben Sie auch geübt, indem Sie auch die positiven Dinge, die Sie sich wünschen, detailliert geplant und beabsichtigt haben.
Sie brauchen weitere Erklärungen und Beispiele für die Arbeit mit dem Sorgenprotokoll? Dann lesen Sie das Buch von Steve Biermann: Das Ende aller Sorgen.
Sie möchten Unterstützung bei der Arbeit mit dem Sorgenprotokoll? Dann buchen Sie gern einen Termin in unserer Praxis.