Ehrliches Mitteilen – Sprache, die Nähe schafft
Wenn zwei Menschen sich wirklich begegnen wollen – in ihrer Tiefe, in ihrer Wahrhaftigkeit – dann ist ehrliches Mitteilen ein kostbarer Schlüssel.
Es ist keine Methode, sondern eine Haltung: offen, präsent, wahrhaftig.
Wir leben auf drei Ebenen der Wahrnehmung:
- die Körperebene, auf der wir Empfindungen spüren – Druck, Wärme, Schmerz, Weite;
- die Emotionsebene, auf der wir die Grundgefühle erleben – Freude, Trauer, Angst, Wut, Ekel, Scham und Überraschung;
- und die Gedankenebene, auf der Gedanken auftauchen, sich verweben und wieder vergehen.
Wenn wir ehrlich mitteilen, lernen wir, diese drei Ebenen zu unterscheiden.
Wir sind nicht unser Körper, nicht unsere Emotionen, nicht unsere Gedanken – wir erleben sie nur.
Und wir lernen, dissoziiert, also leicht getrennt vom Erlebten, darüber zu sprechen.
So sagen wir nicht:
„Ich fühle Kopfschmerzen“,
sondern:
„Mein Kopf drückt gerade. Das ist unangenehm.“
Denn Gefühle sind Emotionen, keine Körperempfindungen.
Und wenn wir etwa sagen:
„Ich fühle mich unverstanden“,
dann ist das kein Gefühl, sondern ein Gedanke – oft verbunden mit einer Emotion, zum Beispiel Angst oder Traurigkeit.
Das echte ehrliche Mitteilen klingt dann vielleicht so:
„Ich spüre Traurigkeit in mir. Mein Kopf denkt gerade, dass du mich vielleicht nicht verstehst.“
Das verändert alles. Aus Vorwürfen wird Mitteilung, aus Distanz entsteht Nähe.
Ein Beispiel aus dem Leben
Vor kurzem hatten meine Partnerin und ich ein Gespräch über Geld – ein Thema, das bei vielen Paaren Spannungen auslöst.
Sie sagte:
„Ich fühle mich von dir im Stich gelassen, weil du einfach alte Zusagen aufhebst.“
Ich merkte, wie mich das sofort innerlich anspannte. Ein Wort gab das andere und der Abend war gelaufen. Am nächsten Tag haben wir die Situation noch einmal besprochen. Und als wir das ehrliche Mitteilen anwendeten, sprachen wir anders:
„Ich spüre Unsicherheit in mir, wenn es ums Geld geht. Ich fühle Angst. Mein Kopf denkt gerade, dass du mir nicht mehr vertraust und mich vielleicht verlassen willst.“
Und der andere hört einfach zu.
Kein Verteidigen, kein Erklären – nur zuhören.
Das Zuhören – die stille Hälfte der Wahrheit
Das Zuhören ist ebenso wichtig wie das Sprechen.
Echtes Zuhören bedeutet: da sein, ohne innerlich schon Antworten zu formulieren.
Man schaut den anderen an – oder, wenn der Blick zu viel wird, vielleicht auf einen Punkt an seiner Kleidung, an der Hand oder am Hals.
Die Ohren sind beim Gesagten, nicht bei der eigenen Geschichte.
Man hört nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen.
Wenn beide das tun – einer spricht, der andere hört – entsteht ein stiller, heilender Raum. Alte Verletzungen bekommen Raum, sie dürfen gezeigt werden.
Ein Raum, in dem man wieder spüren kann, dass Nähe nicht durch Übereinstimmung entsteht, sondern durch Präsenz und Ehrlichkeit.
Ein Weg zurück zur wahren Verbindung
Viele von uns konnten das in der Kindheit nicht lernen.
Wir mussten Gefühle verbergen, um geliebt zu bleiben, und haben uns in Rollen gefügt, die man uns auferlegt hat.
Ehrliches Mitteilen ist der Weg zurück – zu uns selbst und zueinander.
Wer tiefer eintauchen möchte, findet im Buch von Gopal Klein eine wunderbare Anleitung, die diesen Prozess Schritt für Schritt erklärt.
Typischerweise verabreden sich zwei Menschen – Partner, Freunde, Wegbegleiter – und nehmen sich jeweils zehn Minuten Zeit, in der einer spricht und der andere nur zuhört.
Kein Kommentar, keine Bewertung, keine Ablenkung.
Nur Präsenz.
Am Ende bedankt man sich – und genießt den Raum, der durch das echte Dasein entstanden ist.
Diese Form des ehrlichen Mitteilens kann man auch in Übungsgruppen lernen.
Man begegnet sich, wie man ist – manchmal mit Angst, manchmal mit Freude, aber immer echt.
Eine Übungsgruppe hat den großen Vorteil, dass niemand bewertet wird.
Man kann unvoreingenommen aussprechen, was gerade in einem lebendig ist, und die anderen hören einfach zu.
So lernt man, sich zu öffnen – und die drei Ebenen Körper, Emotion und Gedanke zu unterscheiden.
Am Anfang kann es hilfreich sein, sich zunächst auf Körperempfindungen und Gedanken zu konzentrieren, weil das Aussprechen von Gefühlen für viele Menschen ungewohnt und schwierig ist.
Doch je öfter man übt, desto leichter wird es.
Mit der Zeit entsteht ein Gefühl von Vertrauen, Nähe und Frieden – und man beginnt zu spüren, dass ehrliches Mitteilen nicht trennt, sondern verbindet.
Ihr nächster Schritt
Wenn Sie daran Interesse haben, schreiben Sie mir gern eine Nachricht über das Kommentarfeld.
Vielleicht entsteht auch hier in unserer Region bald ein solcher Raum, in dem Worte wieder leuchten dürfen, weil sie wahr sind.
Ehrliches Mitteilen ist keine Theorie – es will gelebt werden.
Und manchmal beginnt diese Veränderung schon im ersten echten Gespräch:
wenn wir wagen, uns mitzuteilen, so wie wir gerade sind. Buchen Sie jetzt einen Termin, damit wir uns kennenlernen und wirklich begegnen.
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