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Heilpraktiker für Psychotherapie werden

Meine Erfahrungen mit der Ausbildung

Vielleicht bin ich zu alt? Jedenfalls habe ich mir diese Frage des Öfteren gestellt, wenn es darum ging, mir das ganze Wissen einzutrichtern, von dem ich glaubte, dass es für die Prüfung relevant sein würde.
Da ich es im ersten Anlauf geschafft habe, scheinen die Befürchtungen sich wenigstens nicht bewahrheitet zu haben. Vieles von dem, was ich gemacht habe auf dem Weg, hätte ich mir sparen können und darum soll der kleine Beitrag für andere Menschen, die diesen Weg gehen wollen, Anregung sein, ihre eigene Strategie zu überdenken und gute und vielleicht auch kostengünstigere Entscheidungen zu fällen.

Warum eigentlich Heilpraktiker und nicht nur Coach?

Heilpraktiker ist eine Berufsbezeichnung, für die ein staatlicher Abschluss erforderlich ist. Will man diese danach führen, muss man sich an gesetzliche Regelungen halten, die im Heilpraktikergesetz, in der Berufsordnung der Ärzte und Heilpraktiker sowie im Patientenrechtegesetz geregelt sind.

Coach hingegen kann sich jeder nennen. Das erfordert keine geregelte Ausbildung und hat keine einheitlichen Standards. Der Coach ist in seiner Arbeit vollkommen frei.
Weder der eine noch der andere darf über die Krankenkasse abrechnen, die Leistungen, die beide anbieten, sind Privatzahlerleistungen.

Die Wahl der richtigen Schule

Wer kennt nicht Paracelsus? Jeder, der in diesem Feld arbeitet, hat schon das eine oder andere Seminar dort besucht. Es gibt Tage der offenen Tür, wo für die Heilpraktikerausbildung geworben wird. Bunte Prospekte: Dein Weg zum Traumberuf. Also liegt es nahe, dort anzufragen, das habe ich auch getan. Bei den Kosten habe ich dann etwas mit den Augen gerollt. Gespräche mit Schülern zeigen dann, dass sehr viele im Tageskurs die Ausbildungen über eine Förderung vom Arbeitsamt bekommen, was leider die Motivation nicht in jedem Fall unterstützt.

Die Qualität steht und fällt mit den Dozenten, ich möchte darum nichts verallgemeinern, meine Erfahrungen müssen nicht mit denen anderer Schüler übereinstimmen. Fakt ist, der Unterricht ist wenig prüfungsorientiert und damit hätte ich die Prüfung definitiv nicht bestanden. Die integrieren Videokurse, mit denen für das Lernen geworben wird, sind älteren Datums und viel zu umfangreich. Der interne Prüfungstrainer hilft auch nur bedingt für die staatliche Prüfung, da hier zum Teil sehr einfach und hausinterne Fragen gestellt werden.

Lernen im Selbststudium – Buch von Schneider mit Prüfungsfragen

Irgendwie war mir klar, dass ich die Prüfungsfragen, die verfügbar waren, pauken musste. Das Schneider-Buch war mir hier zuerst in die Hände gefallen. Es ist recht gut aufgebaut, erklärt sowohl die einzelnen Themenbereiche und hat in jedem Themenbereich Fragen mit erläuterten Lösungen.
Damit habe ich versucht, die Theorie ein bisschen zu verstehen und die Fragen zu üben.
Für das Üben habe ich die App StudySmarter genutzt und mir die Prüfungsfragen mit Lösungen hier reinkopiert. Weiterhin Übersichtsseiten mit dem Wissen erstellt. Die App läuft auf verschiedenen Plattformen und man kann damit auch am Handy lernen. Sie hat zwar auch gewissen Strategien, um falsch beantwortete Fragen bevorzugt zu präsentieren und damit stärker zu wiederholen, aber das ganze bleibt ziemlich unübersichtlich.

Likamundi-Internetschule

Bei weiteren Recherchen bin ich dann auf Likamundi aufmerksam geworden und man kann hier für 4 Wochen kostenlos die Premiumversion testen. Schon nach kurzer Zeit hat mich das Konzept sehr überzeugt. Das Wissen ist anhand des ICD-10 sehr gut strukturiert und wird modular angeboten. Ich bin damals in den Sprint eingestiegen, wo jede Woche ein ICD-10 Kapitel behandelt wurde. Es gibt Übersichtsfolien und erklärende Videos. Die Prüfungsfragen sind original und dem jeweiligen Themenfeld zugeordnet.
Die dahinterliegende Datenbank analysiert, wie oft man welche Fragen beantwortet hat, welche falsch waren und welche richtig, wann falsch und richtig geantwortet wurde und man kann außerdem selbst bewerten, ob man Fragen als leicht oder schwer bewertet. Man kann auch selbst Fragen markieren, die dann auf einer gesonderten Liste zusammengestellt werden. Nach allen Dingen lässt sich filtern, so kann man gezielt Schwächen üben oder auch selten beantwortete Fragen wiederfinden, die man vielleicht mal per Zufall konnte, aber doch nicht sauber weiss.
Hat man alle Themen durch, kann man sich an die Prüfungen machen. Diese sind nach Jahren sortiert und man kann sie systematisch durcharbeiten. Prüfungen sollte man bis zum Erbrechen üben. Am Ende muss man es schaffen, bei max. 1-2 Fehlern pro Prüfung zu landen. Es gibt in der schriftlichen Prüfung 28 Fragen, davon sind 4-5 Fragen neu, der Rest ist aus dem Bestand der alten Fragen. Man darf max. 7 Fehler machen, um noch zu bestehen. Sollte man also keine der neuen Fragen richtig beantworten können, dann muss man bei den alten Fragen möglichst fehlerfrei sein.

Neben den Prüfungsfragen bietet das Abo auch Zugriff auf Lernkarten, hier kann man Begriffe üben. Weiterhin ein Prüfungstrainer für die mündliche Prüfung mit aufgezeichneten und erklärten Prüfungsprotokollen.

Der Selbststudienbereich ist für das, was geboten wird, sehr kostengünstig. Bucht man Kurse, kann es schnell teuer werden. Zusätzlich mitgemacht habe ich ein mündliches Prüfungstraining, was sehr zu empfehlen ist. Es ist ein großer Unterschied, ob man die Fragen schriftlich beantworten kann oder frei zu einem Krankheitsbild erzählen soll und eine ordentliche Differenzialdiagnose macht und Symptome einordnen soll. Daneben noch den Jump kurz vor der mündlichen Prüfung. War zwar eine tolle Wiederholung, aber hätte man auch weglassen können. An 4 Tagen am Wochenende noch einmal komplett durch den ganzen Stoff gehen. Aber gut war auch hier, viel gesprochen, da wir nur eine kleine Gruppe waren, ist jeder oft rangekommen.

Insgesamt war die Entscheidung für die Likamundi-Schule die beste, die ich hätte treffen können.

Psychologischer Berater werden

Die Voraussetzungen hierfür sind nicht besonders hoch. Wenn man bei Paracelsus gelernt hat und dort absolvierte Stunden der Anwesenheit nachweisen kann und die Hausprüfung der Paracelsus Schule schafft, dann darf man sich anschließend Psychologischer Berater nennen.
Eigentlich wollte ich das nicht machen, weil mir die Heilpraktiker-Ausbildung wichtiger war und die Berufsbezeichnung eine andere Bedeutung hat. Aber einer der Dozenten hat mich überredet, auch diesen Abschluss einfach mitzunehmen.
Da ich zu dieser Zeit mit den schriftlichen Prüfungsfragen schon ziemlich gut war, dachte ich also, nichts leichter als das. Irrtum, leider hat Paracelsus eigene Fragen, die man eben auch ein bisschen trainieren muss, um guten Gewissens zur Prüfung zu gehen. Viele Fragen sind ähnlich denen der staatlichen Prüfung, andere wieder komplett anders. Das ist auch eine der Gefahren der Ausbildung, denn selbst, wenn jemand die Hausprüfung ganz gut geschafft hat, ist es leider keine Garantie, die staatliche Prüfung auch zu schaffen.
Da im Unterricht nur sehr wenig auf Prüfungsfragen eingegangen wird, verkauft Paracelsus ein eigenes Prüfungstraining vor den jeweiligen Prüfungen. Das ist zwar prinzipiell nicht schlecht, aber es vermittelt auch den Eindruck, dass man sich in 2 bis 3 Wochen für eine Prüfung fit machen kann, was definitiv nicht stimmt.

Geprüfter Psychologischer Berater werden

Hat man die erste Hürde mit der Prüfung geschafft, kann man sich beim Verband freier Psychotherapeuten Heilpraktiker und (VfP) für eine Zertifizierung bewerben. Hierzu braucht man folgende Voraussetzungen:

  • Mitgliedschaft im VfP
  • Nachweis der Ausbildungsstunden bei der Paracelsus-Schule
  • Nachweis eines Praktikums bei einem Heilpraktiker oder einer Klinik in diesem Feld
  • Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit nach einem vorgegebenen Thema und der positiven Bewertung durch einen Gutachter des Verbandes
  • Zahlung der Aufnahme und Prüfungsgebühr

Das habe ich alles absolviert und darf damit auch den Titel: geprüfter psychologischer Berater (VfP) führen.

Fazit zur Wahl der richtigen Ausbildung

Es gibt viele Wege, das Ziel, als Berater zu arbeiten, zu erreichen. Ein Coach braucht letzten Endes gar keine nachgewiesene Ausbildung. Jeder, der meint, das zu können, kann sich so nennen. Genau das macht es auch so schwierig, weil der Kunde nichts vergleichen kann. Fast jeder hat eine Liste mit seinen Weiterbildungen, an denen er teilgenommen hat. Lange Liste ist gleich guter Coach? Kurze Liste bedeutet schlechter Coach? So einfach ist es nicht.

Auch ein staatlicher Abschluss sagt nur aus, dass gewisse Mindeststandards an Wissen vorhanden waren, um eine Prüfung zu bestehen. Mehr aber auch nicht.
Am Ende muss immer die Beziehung zwischen Klient und Therapeut stimmen, Vertrauen aufgebaut werden und der Wunsch, das Beste weiterzugeben, ständig weiterzulernen das Arbeiten bestimmen.

Praxis Seelenbar: Dr. Sylvia Springer

Praxis Seelenbar: Dr. Sylvia Springer

Dr. Sylvia Springer ist Gründer der Zen-Reiki-Internetschule, die seit 2002 mehr als 9000 Menschen in Reiki ausgebildet hat. Heute ist sie gemeinsam mit Daniela Betz Inhaber der Praxis Seelenbar in Gerwisch bei Magdeburg und arbeitet erfolgreich als Heilpraktiker für Psychotherapie und Hypnosetherapie.

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