Vorbemerkung von Sylvia Springer
Viele Menschen erleben den täglichen Kampf mit dem Essen wie eine unsichtbare Kette, die sich um Körper und Seele legt. In diesem sehr persönlichen Text beschreibt Nina Steger ihre Erfahrungen mit einer Essstörung – schonungslos ehrlich, berührend und voller innerer Bilder. Wir veröffentlichen ihn hier, weil er anderen Betroffenen Mut machen kann: Sie sind nicht allein.
Wenn Essen zum Endgegner wird (von Nina Steeger)
Essen. Jeder Bissen, jeder Schluck, jeder Brocken wird für mich zum mentalen Endgegner. Es ist, als würde jede Mahlzeit zu einem Kampf werden – ein Abgrund voller Angst. Überall sehe ich Kalorien. Jeder Biss ist verbunden mit dem Gedanken an Zunahme, an Versagen, an Rückfall. Angst davor, dass meine Hose spannt, dass es schwabbelt, dass die Zahl auf der Waage ein vernichtendes Urteil fällt – obwohl ich diese Zahl seit Monaten nicht mehr kenne. Es ist die Angst vor der Angst selbst, ein Druck in meinem Kopf, der so groß wird, dass er fast zerplatzen könnte.
Der Spiegel ist für mich ein Gruselkabinett. Was andere in mir sehen, erkenne ich nicht. „Nina, du hast wieder abgenommen. Du siehst gut aus.“ Worte, die an mir vorbeirauschen wie eine fremde Sprache. Was sie sehen und was ich sehe, könnte nicht unterschiedlicher sein – Sommer und Winter, Tag und Nacht. In mir schreit eine Stimme: Die lügen doch. Sie wissen nicht, wie sehr du zugenommen hast, wie alt und verbraucht du aussiehst.
Und wieder kreisen meine Gedanken ums Essen. Es ist ein Fluch. Ich hasse es, und gleichzeitig liebe ich es. Einerseits ist es mein größter Feind, andererseits ein Trost in dunklen Stunden. Hunger spüre ich selten, und trotzdem bin ich ein Gourmet, jemand, der den Genuss versteht. Aber in meinem Kopf läuft ein Film, der mich quält: Ich verweigere meinem Körper den Treibstoff, den er braucht, und erwarte dennoch, dass er funktioniert – dass er keine Schwäche zeigt, keine Schwellungen, keine Müdigkeit. Doch genau das geschieht. Ich frage mich: Warum bin ich so erschöpft? Warum so kurzatmig? Und finde keine Antwort, außer Selbsthass und Ablehnung meines eigenen Körpers.
Wann hat Essen für mich aufgehört, einfach nur Treibstoff zu sein? Die Wahrheit trifft mich hart: Diese Zeit hat es nie gegeben. Essen war für mich schon immer ein Ventil – und nie nur Nahrung.
Eine Essstörung – das Wort klingt so nüchtern, so erklärbar. Doch hinter dieser „Störung“ steckt ein ganzer Kosmos aus Leid, Angst und Kontrolle. Wäre es so simpel, könnten Kliniken schließen, Therapeut*innen neue Berufe suchen und Betroffene endlich frei leben. Aber so ist es nicht. Essen wird zur Qual, zum Werkzeug, zum stummen Ausdruck innerer Zustände. Gefühle, Bedürfnisse – all das wird verschluckt, erbrochen, verdrängt. „Mir reicht’s bis zum Hals“, „Mir ist zum Kotzen“ – Floskeln, die in meiner Realität zur Wahrheit werden.
Manchmal, wenn alles zu viel wird, erbreche ich. Für einen kurzen Augenblick fühlt es sich an wie Befreiung, wie Erlösung. Aber schon Sekunden später kommt das schlechte Gewissen, gefolgt von Selbstbestrafung. Und das Spiel beginnt von vorne.
Dann wird Essen zum Instrument der Strafe: Entzug, bis der Körper schreit, oder Fressen bis zum Platzen – und anschließend Erbrechen. Ich sage mir: Immerhin habe ich Kontrolle. Doch in Wahrheit habe ich sie längst verloren.
Es ist ein Kreislauf aus drei unerbittlichen Kräften: dem innerlichen Suchtdruck, der mich auffrisst, dem trügerischen Gefühl von Kontrolle über meinen Körper, und der Bestrafung, die folgt, wenn ich „versagt“ habe. Dieser Kreislauf schnürt mir die Kehle zu. Und es ist unheimlich schwer, ihm zu entkommen.
Hypnosetherapie bei Essstörungen
Essstörungen entstehen selten allein durch das Thema „Essen“. Oft liegen unbewusste Konflikte, alte Glaubenssätze oder verborgene Verletzungen darunter. In der Hypnosetherapie können diese inneren Muster sichtbar werden – und damit auch veränderbar. Wer die eigentlichen Ursachen erkennt und löst, findet Schritt für Schritt aus dem Kreislauf von Zwang, Schuld und Scham. Hypnose ist kein Wundermittel, aber ein Weg, innere Freiheit zurückzugewinnen und Frieden mit dem eigenen Körper zu schließen.
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