Erfahrungsbericht: Hypnose-Seminar bei Chris Mulzer – Ressourcen, Sprache und ein Hauch Chaos
Wie wirkt Hypnose? Wie funktioniert eine Trance? Und was braucht es wirklich, um innere Ressourcen zu aktivieren? – Mit diesen Fragen im Gepäck habe ich mich aufgemacht zum sechstägigen Hypnose-Seminar bei Chris Mulzer. Was ich gefunden habe? Spannende Impulse, intensive Begegnungen – aber auch unerwartete Herausforderungen.
Was den Teilnehmer erwartet: Tagesablauf und Struktur
Das Seminar war in tägliche Einheiten unterteilt:
- Vormittags: zwei Einheiten à 90 Minuten Input, Fragen, Demonstrationen
- Mittagspause
- Nachmittags: Übungsgruppen in wechselnder Besetzung
- Abends: Fragestunde, geführte Hypnosen und ergänzende Themen durch Trainer präsentiert
Wer eine strukturierte Ausbildung im klassischen Sinne erwartet, muss sich allerdings umgewöhnen: Das Seminar folgt keinem festen didaktischen Aufbau. Vieles entsteht spontan, oft in Reaktion auf Fragen aus dem Plenum. Diese Offenheit bringt einerseits lebendige Interaktion – andererseits fehlt der rote Faden komplett.
Hypnose lernen durch Erleben – mit Licht und Schatten
In den Übungsgruppen wurden verschiedene Formate ausprobiert:
- Tranceeinleitungen (u. a. die klassische Dave-Ellman-Induktion)
- Nonverbale Hypnose mit thematischer Fokussierung
- Ressourcenarbeit: Ankern von Schutzmechanismen oder inneren Stärken
- Zukunftsreisen: Vom Zielzustand rückblickend Hypnose-Suggestionen entwickeln
- Intuitive Downloads: Informationen „erspüren“, ohne bewusstes Nachdenken
Dabei ging es weniger um technische Genauigkeit als um den persönlichen Kontakt zum Gegenüber. Besonders wertvoll war für mich der Austausch mit anderen Teilnehmenden – intensive, ehrliche Begegnungen, in denen man gemeinsam gewachsen ist.
Sprache als Werkzeug – Chris Mulzers große Stärke
Was Chris Mulzer meisterhaft beherrscht, ist der bewusste Einsatz von Sprache. Er moduliert seine Stimme präzise, arbeitet mit Pausen, Betonungen und der sogenannten „Downward Inflection“ (absinkende Satzmelodie), um das Unterbewusstsein anzusprechen. Diese sprachliche Eleganz zieht sich durch seine Hypnosen wie ein roter Faden – und ist vielleicht die wertvollste Lernquelle des gesamten Seminars.
Kritik & Reflexion – nicht alles glänzt
Es wäre nicht authentisch, diesen Bericht ohne eine kritische Perspektive zu schreiben:
- Einige Inhalte wirkten sprunghaft oder themenfern, besonders in den Fragerunden
- Die methodische Tiefe zu Hypnose als therapeutischem Werkzeug ist nur im Buch vorhanden, vermisste ich im Seminar vollständig.
- Hypnose zu lernen ist mit dem Seminar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.
- Chris Mulzer ist sehr von seiner Arbeit überzeugt – was angesichts seiner Erfahrung nachvollziehbar ist. Gleichzeitig entsteht durch die hohe Präsenz von Wiederholern und Trainern aus dem eigenen Netzwerk eine Gruppendynamik, die offene Rückmeldungen durch neue Teilnehmer erschweren kann. Viele sagen vermutlich gar nichts – sei es aus Unsicherheit oder weil der Rahmen wenig dazu einlädt.
- Seine Wiederbuchungsquote von 37 % sieht er offenbar auch als eine Bestätigung für seine Methodik. Immerhin: Er überlegte, den Seminartitel künftig in „Persönlichkeitsentwicklung mit Hypnose“ umzubenennen – ein Vorschlag, den ich in meinem Feedback ebenfalls unterstützt habe. Denn das würde den tatsächlichen Charakter des Seminars deutlich treffender beschreiben.
Trotzdem habe ich viel mitgenommen – vor allem durch das eigene Erleben, das Üben mit anderen, und die stimmliche Arbeit mit Hypnose-Texten.
Mein Fazit zum Hypnoseseminar bei Chris Mulzer
Wer sich auf dieses Seminar einlässt, bekommt keine klassische Ausbildung, sondern eine Erfahrungsreise mit viel Eigenverantwortung. Es ist eine Einladung, Sprache neu zu entdecken, eigene Muster zu erkennen und tief in die Praxis der Trancearbeit einzutauchen – jenseits von Lehrbuchlogik.
Für alle, die Hypnose nicht nur verstehen, sondern fühlen wollen, kann dieses Seminar eine bereichernde Erfahrung sein – wenn man bereit ist, sich auf Unkonventionelles einzulassen.
Ohne Hypnoseerfahrung und mit dem Wunsch, ernsthaft Hypnose zu erlernen, um es für sich und andere zu nutzen, ist das Seminar nicht die beste Wahl. Dann lieber direkt zu Norbert Preetz.
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